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Fremdplatziert im Emmental

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Die Brass Band Emmental trägt ihren Teil zur Aufarbeitung eines dunklen Kapitels Schweizer Geschichte in Form einer kulturellen Veranstaltung bei.

Ein unrühmliches Kapitel der Schweiz findet sich in der Fremdplatzierung – auch bekannt als Verdingung – von Kindern im Zeitraum von 1800 bis in die 1960er Jahre. «Zum Wohle des Kindes im Schutzalter» wurden in der Schweiz Kinder und Jugendliche gegen den Willen ihrer Eltern durch Vormundschaftsbehörden – bestehend aus Mitgliedern einer örtlichen Gemeinschaft, die meist ohne fachliche Qualifikation agierte - oft auf unbestimmte Zeit fremdplatziert. Das Schweizer Zivilgesetzbuch ZGB erlaubte es den Vormundschaftsbehörden bei «Gefährdung des leiblichen oder geistigen Wohls», bei «Verwahrlosung» oder bei «pflichtwidrigem Verhalten der Eltern», die zum Schutze des Kindes geeigneten Vorkehrungen zu treffen. Der Staat begründete diese Massnahmen mit der Sorge um das Kind. Während über 150 Jahren und bis weit ins 20. Jahrhundert wurden Kinder und Jugendliche der Schweiz so Opfer von fürsorglichen Zwangsmassnahmen.

«Im Rahmen meines Studiums an der PHBern besuchte ich eine Veranstaltung über Betroffene von fürsorglichen Zwangsmassnahmen. Das Thema und ihre Verbundenheit mit der Region Emmental packte mich so sehr, dass die Idee entstand Geschichte und Musik zusammenzubringen. Aus vielen Stunden Vorbereitung, etlichen spannenden Gesprächen und reichhaltigen Diskussionen entwickelte sich so der Konzertabend Fremdplatziert», beschreibt Erik Bichsel, Projektleiter, die Anfänge des entstandenen Konzeptes. 

Beleuchtung vielfältiger Aspekte

Das Thema «Fremdplatziert» ist in der Bildungs- und Kulturlandschaft Schweiz momentan präsent vertreten. Geschichten in Büchern von Jeremias Gotthelf, Volksabstimmungen, Schweizer Spielfilme oder Podiumsgespräche zwischen Lernenden und Zeitzeugen in Schweizer Schulhäusern zeigen dies deutlich auf. Diese vielfältigen Aspekte wollte die Brass Band Emmental auch am Konzertabend aufgreifen und versucht das Thema «Fremdplatziert» aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten. Nebst der musikalischen Begleitung der Brass Band Emmental werden Erzählungen des Zeitzeugen Beat Eymann, Lesungen aus einheimischer Literatur durch Armin Bachmann und eine Ansprache durch Regierungsrätin Christine Häsler die Veranstaltung bereichern. «Besonders die aktive Teilnahme am Konzertabend durch Regierungsrätin Christine Häsler deutet auf die Wichtigkeit und die Bedeutung des Anlasses hin», erklärt Marco Zingg, Präsident der Brass Band Emmental. Bereits im Jahr 2006 setzte sich Christine Häsler als Grossrätin mit einem Vorstoss für die Opfer von fürsorglichen Zwangsmassnahmen ein und setzte damit auf kantonaler und nationaler Ebene einen wichtigen Prozess in Gang. 

Hochstehende und traditionelle Klänge

Der Konzertabend «Fremdplatziert» verspricht nebst einem multiperspektiven kulturellen Angebot auch ein breites und hochstehendes musikalisches Programm. Nebst den zwei Sätzen Mars und Jupiter aus Holsts «Die Planeten» hat die Brass Band Emmental der Thematik entsprechend viel Wert auf einheimische und traditionelle Literatur gelegt. So erklingen in der grossen Freiluftarena auch Werke von Albert Benz oder Ferdinand Huber. Als musikalische Höhepunkte gelten die beiden Uraufführungen «Rundume» von Jan Müller, welches Brass Band- mit Alphornklängen vermischt und «Lichtspur», eine Ballade für Posaune aus den Federn von Oliver Waespi. Letzteres wird durch den Gastsolisten Armin Bachmann aufgeführt.

Mit Hilfe von Kultur, Zeitzeugnissen und Ansprachen fördert die Brass Band Emmental proaktiv die Erinnerungskultur der Region Emmental und weit darüber hinaus. Prägende Erzählungen, emotionale Klänge und bleibende Eindrücke sollen am 31. August 2024 auf der Lueg ihren Platz finden. Der Brass Band Emmental ist es ausgesprochen wichtig, Schilderungen und Erlebnisse der Thematik «Fremdplatziert» wertneutral präsentieren zu können und somit zu fördern, dass ein dunkles Kapitel Schweizer Geschichte nicht in Vergessenheit gerät. Gemeinsam möchten sie sich mit einem grossen Publikum «am Ort des Geschehens» erinnern.

Link zur Homepage und zum Ticketverkauf

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