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- Thomas Dunne

GB Nationals: Ein Traum wird wahr für die Flowers Band

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Die Flowers Band jubelt

Der Samstag, 5. Oktober 2024, war ein historischer Tag in der Royal Albert Hall: Die Flowers Band und Paul Holland wurden zum ersten Mal in ihrer Geschichte zum nationalen Meister Grossbritanniens gekürt. Die weiteren Podestplätze belegten die Foden's Band mit Russell Gray und die Black Dyke Band mit Professor Nicholas Childs.

Ein harter Test

Peter Grahams Teststück «Harrison's Dream» mag zwar ursprünglich vor 24 Jahren für den Wettbewerb komponiert worden sein, aber es blieb ein harter Test für die 20 Bands, die an dem Wettbewerb teilnahmen. Professor Rob Wiffin, der bei der Preisverleihung im Namen seiner Jurykollegen Dr. Stephen Cobb und Arsène Duc sprach, stellte fest, dass keine Band ungeschoren davonkam. Dies führte sicherlich zu einigen unruhigen Blicken derjenigen, die das Stück im Vorfeld des Wettbewerbs als „zu leicht“ kritisiert hatten. Rob Wiffin stellte weiterhin fest, dass die technischen Herausforderungen, insbesondere das sehr hohe und leise Spiel, für einige Bands problematisch waren und dass einige Bands bei ihren Versuchen, Klarheit zu gewinnen, das Tempo verloren - ein relativ häufiges Problem an diesem Tag. Er bemerkte jedoch, dass die Qualität der Darbietungen trotzdem hoch war und alle Bands stolz auf sich sein konnten. Er stellte fest, dass die besten Bands diejenigen waren, die die Gesamtform des Stücks fanden und dabei die Geschichte wirklich erzählten. 

"Pure Brillanz" von Flowers

Allen voran natürlich die Flowers Band, die ihre glänzende Form beibehielt, die ihnen bei den British Open im September den zweiten Platz eingebracht hatte. Die Band, die mit der glücklichen Nummer 17 gezogen wurde, beeindruckte sofort mit ihren unerbittlichen mechanischen Sechzehntel-Passagen, die von Rob Wiffin als „aussergewöhnlich klar“ gelobt wurden, wobei die Band „so viele Details“ in den Saal projizierte, wie Arsene Duc bemerkte. Diese Superlative fassten die ersten Abschnitte perfekt zusammen und führten schliesslich in den ausdrucksstarken Mittelteil des Werks, der mit „sehr viel Schönheit“ und in seiner Form „so sensibel und musikalisch“ beschrieben wurde. Besonders deutlich wurde dies bei den „wunderbaren Solisten“ rund um die Band, und bei niemandem mehr als bei dem Solo-Euphoniumspieler der Band, Daniel Thomas, dessen atemberaubende Kontrolle und schimmernder Klang in den hohen Pianissimo-Passagen den Preis für den besten Solisten mehr als verdiente. Die kraftvollen und doch kontrollierten Schlussteile rundeten eine „großartige Leistung“ von „purer Brillanz“ ab. Ein Schlüsselfaktor war die hervorragende Interpretation der Partitur durch den musikalischen Leiter der Band, Paul Holland. Stephen Cobb fasste zusammen: „Eine wunderbare Darbietung, mit grossartigem Spiel und einer meisterhaften Interpretation - die Band hat die Geschichte wirklich erzählt“. Dieser Sieg sichert Flowers einen Platz in den Geschichtsbüchern. Sie sind seit dem Sieg der Leyland Band im Jahr 2005 die nächste Band mit dem ersten Meistertitel in ihrer Bandhistorie und sie sind auch die erste Sieger-Band aus der Region Westengland, seit die Nationalen Meisterschaften in ihrem modernen Format im Jahr 1945 eingeführt wurden.

Knapp verfehlt

Den zweiten Platz belegte die Foden's Band mit einer hervorragenden Darbietung, die von Russell Gray schön gestaltet wurde. Wie wir es von der Band aus dem Nordwesten gewohnt sind, war dies ein Auftritt von höchster musikalischer Qualität und nur eine Handvoll kleiner Fehler trübte das Gesamtbild. Die Auslosung der Nummer 18, nur eine Band nach Flowers, machte den musikalischen Showdown noch viel spannender, aber auch entscheidender. Abgesehen davon sind Foden's mit zwei ersten und zwei zweiten Plätzen in den letzten vier Jahren nach wie vor eine der beständigsten Bands beim Wettbewerb. Man hat das Gefühl, dass es noch viele weitere Titel geben wird. Den dritten Platz belegten die Black Dyke Band und Professor Nicholas Childs, die mit der frühen Nummer 6 ein selbstbewusstes Zeichen setzten und fest an der Spitze der Tabelle blieben, bis Flowers und Foden's sie übertrumpften. Wieder schlichen sich einige kleine Unsicherheiten ein, die Black Dyke diesmal die Chance auf den Titel verwehrten. Den vierten Platz belegten die Cory Band und Philip Harper mit einer typisch charakteristischen Darbietung und auf dem fünften Platz landete die Cooperation Band und David Morton, die mit einer engagierten Darbietung ihre beste Platzierung bei dieser Veranstaltung seit 1996 erreichten. Die ersten sechs Plätze wurden durch eine begeisternde Tredegar Town Band und Ian Porthouse abgerundet. Die Qualität war hoch, aber alle hatten ein unterschiedliches Mass an Ensemble- und individuellen Fehlern, die sie daran hinderten, die Podiumsplätze zu erreichen.

Konsistenz

Die übrigen Auftritte zeichneten sich durch einen Mangel an Beständigkeit aus. Dennoch gab es hervorragende Leistungen von Carlton Main Frickley Colliery, Zone One Brass und Aldbourne, die jeweils den siebten bis neunten Platz belegten und alle mit ihren Leistungen zufrieden nach Hause fuhren. Vielleicht weniger zufrieden waren die zehntplatzierten Brighouse and Rastrick, die trotz eines engagierten Auftritts nicht die Gunst der Stunde nutzten und damit eine Serie von 14 aufeinanderfolgenden Top-6-Plätzen bei dieser Veranstaltung beendeten. Mit zwei ungewöhnlich schlechten Ergebnissen bei den British Open und den Nationals in diesem Jahr werden sie auf der Fahrt zurück nach Yorkshire viel zu grübeln gehabt haben.

Friary Brass, GUS, Whitburn, NASUWT Riverside und Desford Colliery, die die Plätze elf bis fünfzehn belegten, hatten alle viel Freude an ihren Leistungen, wobei die Unterschiede in den Platzierungen zwar marginal, aber letztlich doch auffällig waren. Tongwynlais Temperance, Easington Colliery, die Debütanten Ebbw Valley, Pemberton Old Wigan DW und KNDS Fairey belegten die letzten Plätze mit guten Leistungen, aber auffälligen Unstimmigkeiten in Stil und Tempo. Der ehemalige Meister KNDS Fairey wird nach seinem sechsten Platz bei den British Open in diesem Jahr wahrscheinlich besonders enttäuscht sein, aber sein Tempoverlust in den ersten Abschnitten war bezeichnend. Ihre fast zehnjährige Wartezeit auf einen weiteren Wettbewerbssieg geht weiter.

Umstrittene Punkte

Es gab auch eine Reihe kontroverser Diskussionspunkte in der Halle. Es war allen klar, dass die Zuschauerbeteiligung gering war und selbst bei den beliebtesten Bands viele Plätze leer blieben. Dies hat frühere Gerüchte genährt, die angesichts der steigenden Kosten für die Anmietung der Royal Albert Hall den Fortbestand der Veranstaltung in Frage stellten. Aus meinen Quellen habe ich jedoch erfahren, dass die Organisatoren den Wettbewerb so lange wie möglich in der Royal Albert Hall veranstalten wollen, was angesichts der historischen Verbindung des Wettbewerbs mit der Halle eine willkommene Nachricht ist. Wenn jedoch die Mitglieder der Brass Band-Gemeinschaft die Veranstaltung nicht unterstützen, wird in den kommenden Jahren sicherlich ein Fragezeichen hinter dem Veranstaltungsort stehen.

Ein weiterer Diskussionspunkt war das Preisgeld, das seit 1980 bei 2000 Pfund für den Gewinner liegt. Berücksichtigt man die Inflation, so wäre das heute über 8000 Pfund wert. Es herrscht allgemeiner Konsens darüber, dass das Preisgeld im Einklang mit anderen grossen Wettbewerben wie den British Open, die in diesem Jahr ihren Gesamtpreisfonds auf 4500 Pfund für den Sieger steigerten, erhöht werden sollte. Ob dies allerdings im Zusammenhang mit dem oben genannten Punkt möglich ist, steht auf einem anderen Blatt.

In diesem Jahr gab es auch eine kleine Änderung der Regeln. Seit 1996 sind die vier besten Bands für die Nationalen Meisterschaften des folgenden Jahres vorqualifiziert, wodurch sich zusätzliche Bands aus den jeweiligen Regionen des Landes qualifizieren können. Wales war in diesem Jahr ein gutes Beispiel, denn sowohl Cory als auch Tredegar hatten sich im letzten Jahr vorqualifiziert, so dass sich Tongwynlais Temperance und Ebbw Valley ebenfalls qualifizieren konnten. Nun hat sich die Regel dahingehend geändert, dass sich nur die drei besten Bands vorqualifizieren können. Dies ist eine sehr geringfügige Änderung, die sich in der Tat nur auf die Gesamtzahl der Bands auswirkt (nächstes Jahr wird eine Band weniger teilnehmen können). Es führte in der Szene zu einiger Verwirrung, was denn mit dieser Entscheidung überhaupt für Auswirkungen angestrebt werden. Es ist diese Kleinigkeit, die den Zorn der Gemeinschaft auf sich gezogen hat. Vor dem Hintergrund der oben genannten finanziellen Probleme sind viele der Meinung, dass diese relativ unbedeutende Änderung nichts zur Langlebigkeit des Wettbewerbs beiträgt und dass grössere strukturelle Änderungen erforderlich sind. Wir werden abwarten müssen, ob sich daraus etwas Wesentliches ergibt.  

Eine strahlende Zukunft

Letzten Endes war es jedoch ein Freudentag für die Mitglieder von Flowers, deren Jubelschreie am Ende der Rangeverkündigung die Royal Albert Hall erfüllten. Sie können nun mit noch grösserer Zuversicht in die Zukunft blicken, da sie wissen, dass sie in den elitären Club der Bands mit dem Titel „National Champions of Great Britain“ eingetreten sind. Nun werden sie versuchen, diesen Sieg mit weiteren bedeutenden Titeln in den kommenden Jahren zu konsolidieren. Da "Brass in Concert" vor der Tür steht, wird dies vielleicht eher früher als später der Fall sein. Wenn sie so weitermachen wie bisher, wird kaum jemand den Mut haben, sie abzuschreiben.

Flowers Band