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- Lionel Walter

Geneva Brass auf Tournee in Brasilien

2024-07-08 photos de Iris Zanetti (53)

Bild: Geneva Brass

Nach der COVID-Pandemie war es Geneva Brass nicht gelungen, wieder ausserhalb Europas auf Tour zu gehen. Es gab zwar mehrere Ansätze, insbesondere für Kanada, Südkorea sowie für Brasilien, aber es wollte lange nicht klappen. Daher war es für das Ensemble fast unerwartet, dass es schlussendlich doch noch zu einem solchen Projekt kam, vor allem, wenn man bedenkt, wie schnell und kurzfristig es letztendlich entschieden wurde. Leider konnte der Stamm-Tubist Eric Rey aus familiären Gründen nicht mitmachen, sodass sich Geneva Brass nach einem Ersatz umsehen mussten. Es war Eric Varion, Tubist des Alliance-Quintetts, der ihn ersetzte.

Nach einem Konzert in Chêne-Bougeries am Vorabend der Abreise, bei dem der Ersatz-Eric sich einleben konnte und festgestell wurde, dass Komplizenschaft und Osmose bereits vorhanden waren, sassen sie im Flugzeug nach São Paulo. Nach langen Flugstunden kam Geneva Brass am Freitagabend, dem 5. Juli, in Brasilien an. Während die Trompeter lieber ins Bett gingen und versuchten, sich ein wenig zu erholen, brachen die tiefen Blechbläser zu einem kleinen Begrüssungscocktail auf, der sich schliesslich in einen sehr reichhaltigen Aperitif verwandelte. Am Samstagmorgen, dem 6. Juli, tat der Jetlag sein Übriges, um das Ensemle früher als nötig aus dem Bett zu holen. Man beschäftigte sich mit Spaziergängen im Viertel in der Nähe des Hotels oder Joggen im Ibirapuena-Park, dem Central Park von São Paulo. Am Nachmittag fuhren sie nach Jundiai, dem Ort des ersten Konzerts, das von der Sociedade Jundiaiense de Cultura Artistica organisiert wurde. Das Auditorium war zwar klein und hatte eine eher trockene Akustik, aber es war sehr sympathisch. Es handelte sich beim Veranstaltungsort um ein Kunstzentrum mit eigener Musikschule. Das Publikum war relativ klein, aber warmherzig und angetan vom Auftritt der Schweizer.

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Geneva Brass beim Aufwärmen hinter der Bühne

Der nächste Tag wurde genutzt, um auf Empfehlung einiger Leute, die sie am Vortag in Jundiai getroffen hatten, einige Viertel von São Paulo zu besichtigen. Zunächst besuchten sie den Beco do Batman, ein kleines Gassenlabyrinth, das für seine Fülle an Street Art bekannt ist, dann einen Flohmarkt in der Nachbarschaft, die Kathedrale mit ihrem von Palmen umgebenen Vorplatz und schliesslich das Gebäude der ehemaligen Santander-Bank, das mit Panorama über die Stadt, Bars, Ausstellungen zeitgenössischer Kunst und sogar einem Indoor-Skatepark zu einer Touristenattraktion umgebaut wurde. Der Montag, der 8. Juli, markierte den ersten Tag des Meisterkurses von Geneva Brass an der Festivalakademie. Der Tag begann mit einem kurzen Treffen mit der Organisation, bei dem sie versuchen, einige offene Fragen insbesondere zu unserem Zeitplan zu klären. Es war nicht alles klar und sie werden später sehen, dass die Dinge in Brasilien manchmal im letzten Moment entschieden werden. Auch wenn sie eigentlich wie ein Uhrwerk geregelt sein sollten, da die lokale Regierung von der Akademie eine ständige Kontrolle der Aktivitäten verlangt, um Anspruch auf Zuschüsse zu haben. Das Ensemble lernte die Schüler kennen und begann den Tag mit einer Ensembleprobe, bei der die Stücke für das Abschlusskonzert am Donnerstag gelesen wurden. Eric Varion, der nicht nur ein ausgezeichneter Tubist, sondern auch ein bekannter Dirigent ist, übernahm die Aufgabe, diese grossen Ensembles zu leiten, während jedes Mitglied des Quintetts versuchte, ihren Registern punktuelle Ratschläge zu erteilen und dabei die Sprachbarriere zu überwinden. Keiner von ihnen sprach Portugiesisch und nicht alle Schüler beherrschten die englische Sprache. Dennoch war ihr instrumentales Niveau hervorragend und das liess auf ein schönes Konzert hoffen

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Die Posaunen und Tubas des Meisterkurses

Die Mittagspause mit den Schülern bot die Möglichkeit, sich besser kennenzulernen, zu erfahren, woher sie kommen, wo sie arbeiten und ihre kulinarischen Gewohnheiten kennenzulernen. Der Nachmittag war relativ kurz, denn nach einer Stunde Unterricht bereitete sich Geneva Brass im Hotel auf ihr zweites Konzert am selben Abend vor. Das Konzert fand im Auditorium der Mackenzie University statt, wo auch die Akademie beheimtatet ist. Das Publikum war nun gross, da die meisten Studenten anwesend waren und das Konzert wurde ein grosser Erfolg.

Am nächsten Tag ging es für das Ensemble früh los, da sie um 6 Uhr von einem Van abgeholt wurden, der sie nach Campos do Jordão brachte, wo ihr drittes Konzert stattfand. Es ist eine erstaunliche Stadt, die auf 1600m Höhe liegt und als Attraktion für die Brasilianer fungiert. Sie kommen hierher, um im Winter die frische Bergluft zu geniessen und in Restaurants, die ein wenig entfernt an Schweizer Chalets erinnern, europäische Spezialitäten wie Fondue zu entdecken. Campos do Jordão ist auch ein beliebter Zweitwohnsitz der paulinischen High Society, wovon der grandiose Konzertsaal zeugt, der mitten in einem riesigen Park gebaut wurde und eine schöne Akustik bietet. Das Konzert von Geneva Brass fand am späten Vormittag statt, obwohl es ein Dienstag war, denn der 9. Juli ist in Brasilien ein Feiertag. Es waren also viele Menschen auf den Strassen unterwegs. Der Saal war mit über 550 Personen voll besetzt und das Publikum sehr aufnahmebereit: Die Darbietung wurde ein Hit! Nach dem Konzert konnten sie alle ihre CDs verkaufen und gaben eine nicht enden wollende Autogrammstunde und Fotos.

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Grosser Auftritt im schönen Konzertsaal von Campos do Jordão

Der Mittwoch, der 10. Juli, war mit kollektivem Aufwärmen, Ensembleproben und Einzelunterrichdem der Akademie gewidmet. Trotz der Organisation, die einen manchmal etwas ratlos zurückliess, war die Stimmung unter den Schülern immer gut und die Arbeit produktiv. Die Schüler waren wirklich talentiert und reagierten schnell auf die Ratschläge der Genfer. Sie bekamen auch einen Einblick in das Unsicherheitsgefühl, das manchmal unter Brasilianern herrscht, als der Organisator sie panisch kontaktierte und fragte, wo sie seien, da er sonst die Polizei rufen müsse. Der Organisator hatte ohne Vorwarnung ein Taxi für das Ensemble bestellt und als das besagte Taxi sie nicht am Hotel gefunden hatte, rechnete er mit dem Schlimmsten. Das Ensemble hatte den Weg zu Fuss zurückgelegt... Davon abgesehen fühlte sich keiner von ihnen unsicher, obwohl einige Leute sie davor gewarnt hatten, in bestimmten Stadtvierteln auf die Strasse zu gehen. 

Am Donnerstag fand das Abschlusskonzert mit den Schülern statt. Geneva Brass begann nach dem Aufwärmen mit einer Generalprobe, bei der sie den schönen Saal auf dem Mackenzie-Campus kennenlernten, in dem am Abend das Konzert stattfand. Am Nachmittag war die Organisation wieder etwas holprig: Einige Genfer sollten unterrichten, um Stunden nachzuholen, aber einige Schüler waren nicht da, weil sie sich im Hinblick auf das Konzert ausruhen wollten. Sie wurden aufgefordert, trotzdem zum Unterricht zu kommen, der dadurch etwas leichter als üblich ausfiel, da man sie nicht für den Abend ermüden wollte. Das Wichtigste für die Organisation war es, die Unterschrift der Schüler zu haben und ein Foto, das bewies, dass der Unterricht stattgefunden hat. Beim Konzert sah man dennoch, dass die Energie nicht mehr ganz intakt war. Aber die Ensembles waren von hoher Qualität und Leidenschaft. Die Schüler waren besonders froh darüber, dass Geneva Brass sich bei einigen Stücken anschloss, darunter das apotheoseartige Finale mit dem "Grossen Tor von Kiew" aus Mussorgskys "Bilder einer Ausstellung". Der Rest des Programms, das rund um das Thema Amerika zusammengestellt wurde, stellte zwei Schweizer Komponisten in den Mittelpunkt: Jean-François Michel und unseren Hornisten Christophe Sturzenegger. Der Erfolg war gross und nach einem schönen Fotoshooting mit den Studenten treffen sich alle in einer Bar in der Nähe der Universität, um Getränke und wohlverdiente Mahlzeiten zu teilen. Es war ein schöner Abend, um diese Tour fast abzuschliessen. Der Freitag, der 12. Juli, war der letzte Tag des Unterrichts, der für Christophe und Baptiste etwas kürzer ausfiel, da sie am frühen Nachmittag wieder ins Flugzeug stiegen. Eric, David und Lionel blieben noch ein paar Tage, um Brasilien zu geniessen und andere Orte zu besuchen oder im Fall von David sogar weiter zu unterrichten.

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Zufriedene brasilianische Schüler

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