Mehr als 400 Besucher beim 1. Norddeutschen Brassbandtreffen in Schwerin
Blechblasinstrumente glitzern in der Sonne, frisches Sommergrün leuchtet um die Musiker herum und eine bunte Gästeschar tummelt sich auf der Wiese und lauscht den Klängen von fünf Brass Bands: Das ist die Stimmung beim 1. Norddeutschen Brass-Band-Treffen in Schwerin. Organisator Hans Jacob hat sich das Freilichtmuseum Mueß für dieses spektakuläre Zusammenspiel ausgesucht. Spektakulär deshalb, weil insgesamt 140 Musikerinnen und Musiker aus Norddeutschland aufeinander trafen und beim großen Finale am Abend zusammen alles gaben, und zwar mit den Brass-Band-Standards wie „Floral Dance“ und „Stal Himmel“. Was für ein Klangerlebnis! Zwischen alten Bauernhäusern und Heuballen pure Leidenschaft für Blechblasinstrumente. Da stört das Krähen des benachbarten Hahnes auf keinen Fall, im Gegenteil: Er machte die Atmosphäre beim ersten Picknickkonzert der norddeutschen Brass Bands nur noch idyllischer. Von Paul Lovatt-Cooper über Daniel Hall bis hin zu Macklemore, Tina Turner oder John Lennon - die Brass Bands begeisterten ihre Zuhörer mit einer großen Vielfalt.
Zwischen 8 und 75 Jahren - die Leidenschaft zur Brass Band kennt kein Alter
Fünf Brass Bands, fünf verschiedene Settings: Den Anfang machten die Jüngsten, die Junior-Brass-Band des Musik- und Kunstschule Ataraxia e. V. Diese Nachwuchs-Brass-Band wurde vor zwei Jahren von Jan Birkner gegründet. Eigens für diesen Auftritt haben sechs zusätzliche Kinder die Band unterstützt. Sie lernen an ihren Schulen Blechblasinstrumente, spielen aber noch nicht in einer Brass Band. Noch nicht…
Wer denkt bei dem Namen „PotzBlech“ nicht an ein gewaltiges Klangerlebnis, das einen direkt vom Hocker haut? Dass der Name tatsächlich Programm ist, das zeigten die knapp 40 Jungen und Mädchen der Jugend-Brass-Band mit Hans Jacob, die 2022 Deutscher Jugend-Brass-Band-Meister geworden sind, nur zu deutlich. Denn nach der Meisterschaft ist vor der Meisterschaft. Im Oktober stehen die nächsten Deutschen an, es gilt, einen Titel zu verteidigen, und das Wettbewerbsprogramm sitzt an diesem Nachmittag schon ganz hervorragend. Das Pflichtstück ist „Smoke Sketches“ von Daniel Hall. Doch nicht nur das: Wer nicht schon stand, der kam spätestens beim letzten Titel, einem Techno-Medley der Kölner Karnevalsband „Butzlumpa“ auf die Beine und zappelte. Denn auch das sowie Hip-Hop von Macklemore schmetterten die Jugendlichen mit einer Riesenportion Entertainment raus.
Ohne Pause ging es weiter. Die St. Stephan Brass Band aus Hamburg unter der Leitung von Sergio Condessa hatte sieben Stücke im Gepäck - melodiöse Brass-Band-Musik vom Feinsten. Auch hier konnte man eigentlich nicht still stehen. Bei „Ticket to Ride“ von den Beatles und „The Red Shield“ von H.C. Goffin ging in Schwerin-Mueß schon die Post ab.
Ob wir den einen oder die andere der Jugendlichen in ein paar Jahren vielleicht hier sehen? Die Rede ist von dem Profiensemble der Brass Band MV, die von Patricio Cosentino geleitet wird und die aus vielen hauptberuflichen Musikern besteht. In dieser Band spielen unter anderem auch der Schweriner Jan Birkner und Johann Poser, der wiederum die Brass Band der Kreismusikschule Uecker-Randow unter seinen Fittichen hat. Die Musiker dieser Band gaben zum Schluss aus ihrem Repertoire unter anderem Prismatic Light von Alan Fernie und ein Tina-Turner-Medley zum Besten.
Einer der Höhepunkte: Solist Ben Fearnley am Es-Cornet, eigentlich im Solocornet von Black Dyke zu Hause, einer der weltbesten Brass Bands. Mit seinem fantastischen Können unterstützte er an diesem Tag die Brass Band MV. Sein „Flowerdale“ von Philipp Starke muss man einfach gehört haben.
Warum ein Treffen von Brass Bands?
Dahinter stecken drei wahre Brass-Band-Enthusiasten: Hans Jacob, Leiter der Jugend-Brass-Band „PotzBlech“ und stellvertretender Leiter des Kunst- und Musikschule Ataraxia e.V. in Schwerin, Patricio Cosentino, Leiter der Brass Band MV und Timo Hanf, Leiter der Brass Band WBI aus Bad Bramstedt. Mit enorm viel Engagement und Leidenschaft verfolgen sie ihr Ziel, diese beeindruckenden Musikensembles einem breiteren Publikum zu präsentieren. „Auch wenn Timo nicht persönlich dabei sein konnte, wir haben für ihn und seine Band mitgespielt und uns ganz besonders ins Zeug gelegt.“, schmunzelt Hans Jacob, der mit seiner Jugend-Brass-Band „PotzBlech“ Gastgeber für dieses erste Treffen war und es zusammen mit dem Musik- und Kunstschule Ataraxia e.V. und Elternvertreterin Caroline Henschel organisiert hat.
„In erster Linie geht es ja um ein Klangerlebnis für unsere Gäste, die auf der Wiese, an Stehtischen oder auf Decken bei Kaffee und Kuchen die verschiedenen Brass Bands erleben konnten“, so Hans Jacob. Das ist zweifelsohne gelungen, mit dem tollen Effekt, dass sich die norddeutschen Brass Bands noch besser austauschen und vernetzen konnten. Die deutsche Brass-Band-Szene sei relativ klein, so Hans Jacob, und man treffe sich sonst meist nur zu Wettbewerben. Dort sei allerdings die Zeit immer sehr knapp, um sich in Ruhe die anderen Bands anzuhören. Da wurde irgendwann die Idee für ein entspanntes Treffen im Grünen geboren. „Einen besseren Ort als das Freilichtmuseum in Schwerin-Mueß hätte ich mir nicht vorstellen können für dieses Debüt.“ Dankbar ist Hans Jacob vor allem Melanie Kramer und ihrem Team vom Freilichtmuseum. Unkompliziert waren auch alle helfenden Hände, die die Bühne, Stühle, Bänke und die Cafeteria mit aufgebaut haben. Selbst gebackener Kuchen sowie Kaffee, Getränke und Gegrilltes wurden von den Eltern der jungen „PotzBlech“-Musiker organisiert und angeboten.
Und dass mehr als 400 Besucher nach Mueß kamen, ist ein toller Auftakt und Ansporn zugleich, im nächsten Jahr ein zweites Treffen zu organisieren. Wo? Hans Jacob schmunzelt. Ihm schwirren so viele Ideen und Ziele im Kopf herum, dass er erst einmal die Auswertungsrunde dieses ersten Zusammentreffens abwartet. „Wir wollen eine Fortführung, so viel steht fest.“, sagt der „PotzBlech“-Leiter.
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