Die Vorträge der Selbstwahlstücke der Höchstklasse gehören zu den Brass-Highlights des Jahres. Die Besten der Besten präsentieren fantastische etablierte Werke und immer wieder spekatkuläre Neukompositionen. Dieses Jahr werden wir zwei neue Werke vom österreichischen Komponisten Thomas zu hören bekommen.
Eine Neukomposition von Doss trägt den Titel «Dark Road». Was können wir uns unter dieser dunklen Strasse vorstellen? Untenstehendes Bild wurde bei der Recherche nach «Dark Road» ausgespuckt. Wenn wir von einem programmatischen Titel ausgehen, könnte uns ein eher düsteres Werk erwarten, viele Gefahren könnten in den Büschen lauern. Doch das Licht am Ende der Strasse macht etwas Hoffnung, dass wir heil über die dunkle Strasse kommen und am Ende alles gut ausgeht - auch für die präsentierende Brass Band.
Das zweite neue Werk von Doss nennt sich «This World». Hinter diesem Titel könnte sich sehr viel verstecken und er lässt grossen Interpretationsspielraum. Wir sind gespannt, wer dieses Stück in Auftrag gegeben hat und wie es klingen wird.
Die restlichen Werke wurden alle bereits mindestens einmal an einem Wettbewerb aufgeführt. «The Untold Story» vom jurassischen Cornetisten Louis Kroni wurde 2018 geschrieben und in dem Jahr als Selbstwahlstück des Ensemble de Cuivres Jurassien A präsentiert. Seither wurde es jedoch nicht mehr gespielt. Wer widmet sich in diesem Jahr dem Werk und erzählt Kronis Geschichte nochmals?
«Magnetism» von Gilles Rocha wurde letztes Jahr geschrieben und am Schweizerischen Brass Band Wettbewerb vom Ensemble de Cuivres Valaisan aufgeführt. Das gefällige Werk hat es absolut verdient, nochmals aufgeführt zu werden und wir hoffen, dass wir noch mehr aus Rochas Feder hören werden.
Maurice Donnet-Monay, der musikalische Leiter der Brass Band Fribourg, hatte im letzten Jahr «Eclipse» für seine Band geschrieben. Nun wird auch dieses Werk nochmals zu hören sein.
«A Gabrieli Fantasy» von Bert Appermont wurde bei der Premiere durch die Valaisia Brass Band von Jury und Publikum mit Begeisterung aufgenommen. Deswegen wurde das Stück bis heute weitere acht Mal als Selbstwahlstück an verschiedene Wettbewerben auf der ganzen Welt ausgewählt. Das Werk ist eine erweiterte Erkundung der ursprünglichen Oktettkomposition "Canzon in Diouble Ech a 12" des italienischen Komponisten Giovani Gabrieli aus dem Jahr 1608. Komponist Bert Appermont gestaltet das Werk in fünf miteinander verbundenen Teilen und verküpft drei verschieden Chöre innerhalb der Band.
Bereits ein richtiger Teststück-Klassiker ist «Fraternity» von Thierry Deleruyelle. Nachdem es für den Europäischen Brass Band Wettbewerb 2015 in Lille, Frankreich als Aufgabestück in Auftrag gegeben wurde, war es seither weitere fünf Mal Teststück und wurde sage und schreibe 69 Mal als Selbstwahlstück ausgewählt. Die Hommage an Minenarbeiter erfreut sich weiterhin - zu Recht, wie wir finden - grosser Beliebtheit.
Von Deleruyelle wird ein zweites Werk zu hören sein. «Sand and Stars» wurde 2022 von der Brass Band Treize Étoiles uraufgeführt und führte sie zum Titel an den Schweizer- und Europameisterschaften. Das Werk schildert die Reise des Piloten und Schriftstellers Antoine de Saint-Exupéry, als er versuchte, den Rekord für einen Flug von Paris nach Saigon zu brechen. Die Reise begann wie geplant, endete jedoch vorzeitig mitten in der Sahara mit einem kaputten Flugzeug und der gerade noch rechtzeitigen Rettung des Piloten und seines Bordmechanikers. Das sechsteilige, farbenprächtige Stück wechselt zwischen einer geheimnisvollen Stimmung, dem ohrenbetäubenden Lärm eines aufprallenden Flugzeugs und der Lebendigkeit eines arabischen Tanzes, bevor es mit einem atemberaubenden musikalischen Feuerwerk endet.
Natürlich darf in einem Selbstwahlprogramm ein Komponist nicht fehlen: Oliver Waespi. Der Schweizer schafft es immer wieder, herausfordernde und doch gefällige Teststücke zu komponieren. «Other Lives» gehört in diese Kategorie und wird darum auch schon zum sechsten Mal als Selbstwahlstück am SBBW aufgeführt.
Das letzte Teststück, das wir 2024 zu hören bekommen werden, ist «Jesus in Tibet» vom Engländer Simon Dobson. Mit diesem Werk gewann die Eikanger-Bjørsvik Musikklag den diesjährigen norwegischen Meistertitel und es führte sie an den Europameisterschaften auf den zweiten Platz. Das klanggewaltige Werk hat es in sich und fordert insbesondere vom Soprano Cornet einiges ab.
Fazit:
Die Liste der Selbstwahlstücke verspricht ein grosses Spektakel. Mit grosser Spannung werden die zwei Neukompositionen von Thomas Doss erwartet, hat er doch mit «REM-Scapes», «Spiriti» und «Trance» bereits bewiesen, dass er fantastische Musik schreiben kann. Wer will, kann sich mit den obigen YouTube-Videos auf den Wettbewerbstag vorbereiten, doch live wird das für alle Besuchenden ein ganz anderes Erlebnis. Wir freuen uns auf einen hochstehenden Wettbewerb, welcher die Entscheidung über den Schweizermeistertitel der Höchstklasse und den zweiten Schweizer Vertreter an den Europameisterschaften bringen wird.
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